„Woyzeck“. Projekt 2.0 -15
Aufführung der Theatergruppe der 9. – 11. Klassen
Ganz schön was vorgenommen hatte sich die Theatergruppe der achten bis zehnten Klassen und der Theaterkurs der Q 11 zu Beginn des Schuljahrs: Ausgerechnet das düster-fatalistische Dramenfragment „Woyzeck“ von Georg Büchner, an dem sich schon so mancher Profi-Regisseur verhoben hat, sollte es sein, auf das die Wahl nach langem Prüfen und Verwerfen anderer Projekte fiel.
Die personellen Voraussetzungen für eine rollenadäquate Umsetzung des Stücks waren alles andere als günstig – der Q 11-Kurs besteht neben den zwei Technikern aus vier Mädchen und in der elfköpfigen Mittelstufentruppe mit zum großen Teil geringer Theatererfahrung befindet sich nur ein Junge. Nachdem wir Büchners posthumen dramatischen Welterfolg schon von daher gegen den Strich bürsten mussten, beschlossen wir auch bei der Inszenierung in mancher Hinsicht so zu verfahren, ohne jedoch Wortlaut und die Kernaussage des Stückes anzutasten. Bei den beiden Aufführungen in der Fachtrakt-Aula am 1. und 2. Juli schafften von der Mittelstufentruppe gekonnt in Szene gesetzte Standbilder, Pantomimen und personifizierte Mordgedanken in Form von Rachegeistern Überleitungen und machten die kausalen Handlungszusammenhänge sichtbar; Highspeed- und Slowmotion-Szenen karikierten und verfremdeten da, wo es passte und nötig schien – so wie zum Beispiel in den zur Burleske tendierenden Auftritten des Tambourmajors mit seinem gockelhaften Gehabe gegenüber Marie oder im unfairen Zweikampf mit Woyzeck. Marie und Woyzeck bleiben dagegen auch in unserer Fassung Getriebene ihrer Leidenschaften und eines unbarmherzigen Schicksals, das wie ein Verhängnis über sie kommt. Johanna Buhl als Marie zwischen dem kraftstrotzenden und repräsentativen Tambourmajor (gut in Szene gesetzt von Alessia Goth) und ihrer Verpflichtung gegenüber dem von Verfolgungsängsten und einer von einem größenwahnsinnigen Doktor (virtuos gespielt von Lisa Engel) auferlegten Erbsendiät in psychotische Zustände getriebenen Lebenspartner Woyzeck hin- und hergerissen. Woyzeck (vom Neuntklässler Luca Reutemann mit beachtlichem Einfühlungsvermögen in die labile psychische Verfassung und die schwankenden Gefühlszustände der Hauptfigur dargestellt) unterliegt am Ende nicht nur dem Tambourmajor, sondern auch einer ungerechten Weltordnung, in der das Recht des Stärkeren herrscht und in der Mitleid und Herzensgüte als menschliche Schwäche gelten. Dass sich Woyzeck am Ende mit dem Mord an Marie zum Vollstrecker eben dieser Moral macht, die ihn selbst zugrunde richtet, scheint von daher nur logisch.