Politik im Allgäu - das betrifft uns. Wahlfach Jugendparlament führt durch Podiumsdiskussion
„Wenn man sich mit dem Rad durch die Autos durchschlängeln muss, überlegt man es sich zwei Mal, auf dieses Fortbewegungsmittel zurückzugreifen.“ „Bäume pflanzen? Ja, unbedingt, aber dann nur einheimische Arten, die klimaresistent sind.“ „Mit der Einführung eines 100-Euro-Tickets wird die Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr steigen.“ Mobilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, aber auch Extremismus sind Themen, die Jugendliche interessieren. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion hatten sie Gelegenheit, sich mit Vertretern der Kommunalpolitik auszutauschen.
Eingeladen hatte die Wahlfachgruppe „Jugendparlament“ des Gymnasiums Sonthofen. Vor knapp 100 Schülern der 9. Klassen diskutierten die 3. Bürgermeisterin Ingrid Fischer (Bündnis 90/Grüne), Stadträtin Petra Müller (Freie Wähler) und der Kreisvorsitzende der SPD Oberallgäu, Jörg Hilbert, zum Rahmenthema „Jugend im Allgäu - das bewegt uns.“ In der gut eineinhalbstündigen Veranstaltungen kamen unter anderem folgende Themen zur Sprache:
Mobilität: Einig waren sich alle Teilnehmer darin, dass die E-Mobilität im Raum Oberallgäu weiter ausgebaut werden muss. Hier gehe das Allgäu „nicht mit gutem Beispiel voran“, sag Müller und fordert: „Eine Umstieg auf Wasserstoff ist Pflicht“, auch um dem Image der Region als „größtes Dieselloch Deutschlands“ entgegen zu wirken. Hinsichtlich einer Elektrifizierung der Bahn zeigte sich Hilbert skeptisch, es sei „keine Anbindung zu erwarten“.
Kritik übten die Schüler zudem an der Praxis der Schülerbeförderung - und stießen auch in diesem Punkt auf große Zustimmung: „Der jetzige Zustand ist unhaltbar“, so Fischer, die es nicht verwundert, „dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren“. Ihr Anliegen, den Stadtbus mit ihn die Schülerbeförderung zu integrieren und dessen Radius auf die Ortsteile zu erweitern, teilen auch Müller und Hilbert. Letzterer hofft, dass die jüngst vom Kreistag beschlossene Einführung des 100-Euro-Tickets dazu führen wird, dass das Liniennetz ausgeweitet und die Fahrpläne entsprechend angepasst werden.
Nachhaltigkeit: Die regional erhältliche „gute Schokolade“ unterstützt die Initiative „Plant-for-the-plant“, die seit ihrer Gründung im Jahr 2007 weltweit über 14 Milliarden Bäume gepflanzt hat. Im Kampf gegen den Klimawandel nehmen Bäume eine Schlüsselrolle ein, sind sie doch „der größte C02-Speicher“ (Fischer) und können helfen, Städte kühler zu halten. Auch laut Müller ist das Pflanzen von Bäumen „alternativlos“, Hilbert führt das Beispiel Balderschwang an: „Wir müssen den Schutzwald konsequent aufforsten, um ein solches Unglück in Zukunft zu vermeiden.“
Digitalisierung: Das Oberallgäu ist seit 2016 Bildungsregion und sieht gerade auch in der Digitalisierung viele Möglichkeiten, lebenslang zu lernen bzw. sich fortzubilden. In diesem Zusammenhang konstatiert Hilbert: „Wir sind auf diesem Sektor ziemlich weit gekommen - aber alles ist natürlich auch immer eine Frage der Kosten und des Aufwandsträgers.“ So sehen die Anwesenden die Vielfalt der Bildungsangebote „von der Kita bis zur Volkshochschule“ (Fischer), gleichzeitig aber auch die Verantwortung, mit den neuen Medien verantwortungsvoll umzugehen.
Extremismus: Nicht nur der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust auch die Häufung von Berichten über extremistische Vorfälle mahnt zu einer aufmerksamen Erinnerungskultur. „Wir haben auch hier im Allgäu nicht die heile Welt“, stellt Müller fest und schlussfolgert: „Wir können dem Thema gar nicht genug Aufmerksamkeit widmen.“ Hilbert betont: „Wir sind sensibilisiert für alle Arten von Extremismus.“ Betroffen, „wenn junge Menschen nichts mehr mit dem Begriff „Auschwitz“ verbinden“, fordert Fischer: „Wir müssen in Zukunft noch deutlicher sagen: Das wollen wir nicht mehr, da machen wir nicht mehr mit.“