Studien- und Berufsorientierungsexkursion nach München: Einblick in das Historicum der LMU und das Bayerische Hauptstaatsarchiv
Im Rahmen des W-Seminars Geschichte „Tattoos und ihre Geschichte(n)“ unternahmen wir am 7. Februar 2025 eine spannende Exkursion nach München, um als Studien- und Berufsorientierung die LMU München und das Bayerische Hauptstaatsarchiv kennenzulernen. Ziel unseres Besuchs war es, die Universitätsbibliothek und das Historicum kennenzulernen sowie einen tiefgehenden Einblick in die Arbeit eines Archivs zu erhalten und zu verstehen, welche Bedeutung es für die historische Forschung hat.
Nach unserer Ankunft wurden wir vom Experten des Archivs, Herrn Schmidt, empfangen, der uns durch eine zweistündige Präsentation im Vorlesungsstil in Unimanier und einem Workshop leitete. Dabei erfuhren wir, was ein Archiv ist, welche Aufgaben es erfüllt und wie es für die eigene Recherche zu gebrauchen ist. Besonders interessant war die Erklärung zur Entstehung des Archivs und dessen Rolle bei der Bewahrung historischer Dokumente. Aber auch auf Probleme und Herausforderungen des Archivierens sowie bei Forschungsanfragen und personenbezogenen Datenschutz wurde eingegangen.
Anschließend wurde uns die große Ehre zuteil, auch das Archiv selbst zu erkunden. Dies wird Besuchern und Forschenden normalerweise verwehrt. Dabei durften wir einige historische Akten untersuchen.
Besonders imposant war eine der ältesten Kaiserurkunden im Archiv, die ca. 1000 Jahre alt ist.
Aber auch ungewöhnliche Aufbewahrungsmethoden, wie das Passauer Blechkastenarchiv aus der Frühen Neuzeit, wobei die Dokumente wegen der Hochwassergefahr in bemalten Blechkästen verstaut und versiegelt wurden, lernten wir kennen.
Wasserschäden sind für Archivgut nämlich deutlich gefährlicher als Brände. Obwohl bei einem Großbrand im Oktober 1961 auf Burg Trausnitz in den Magazinen des dort untergebrachten Staatsarchivs Landshut mehr als 5.000 Bände vernichtet und rund 9.000 Archivalien beschädigt wurden. Der überwiegende Teil der brandgeschädigten Archivalien ist aber bereits restauriert worden. Auch hier durften wir einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Als wir tiefer in die Katakomben der Archivlagerung herabstiegen, gab es olfaktorische Überraschungen. Roch es auf den Ebenen der Pergament- und der Lumpenpapierarchivalien aus dem Mittelalter noch recht neutral, erwartete uns ein beißender und modriger Geruch in den unteren Etagen, wo die Papierarchivalien gelagert werden. Dies liegt an der Säure, die bei der Papierherstellung aus Pflanzenfasern verwendet wird. Diese zersetzt mit der Zeit auch das Trägerpapier, wodurch die jüngeren Archivalien sich in meist deutlich schlechterem Zustand befinden als die älteren.
Seminarspezifisch gab es dann noch eine Auswahl an Akten über die Dokumentation von Strafgefangenen und ihre Tätowierungen aus dem späten 19. Jahrhundert.
Anschließend erkundeten wir das Historicum und seine Bibliothek der LMU München. Mit Bibliografielisten für unsere Seminararbeiten bewaffnet, konnten wir so fachspezifische und wissenschaftliche Literatur suchen und die entsprechenden Seiten einscannen, um unserer Seminararbeit wissenschaftlichen Nährboden zu bieten.
Die Exkursion war eine wertvolle Erfahrung, die uns nicht nur theoretisches Wissen vermittelte, sondern auch die Bedeutung der Archivarbeit für die Geschichtswissenschaft verdeutlichte. Durch die anschauliche Präsentation und die praxisnahen Einblicke konnten wir viel für unsere eigenen Forschungsarbeiten im W-Seminar mitnehmen.
Wir danken dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv für die informative Führung und freuen uns darauf, ihre Quellen für unsere W-Seminararbeit bei Bedarf nutzen zu dürfen.