Kindheit und Jugend im 3. Reich
Am 22. Mai 2023 fand ein Zeitzeugenprojekt der Klasse 9a statt. Hierfür besuchten die Großeltern einer Schülerin das Gymnasium Sonthofen, um den Jugendlichen von ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen der NS-Zeit zu berichten. Winfried Böck ist im Jahr 1935 geboren und Annette Böck im Jahr 1940. Dementsprechend waren beide Zeitzeugen noch sehr jung zur Kriegszeit. Dennoch entstand ein sehr lehrreiches Gespräch, sowohl mit emotionalen als auch humorvollen Geschichten.
Die Schülerinnen und Schüler bereiteten sich in den vorherigen Geschichtsstunden gemeinsam auf das Projekt vor. Sie einigten sich auf vier Themengebiete, aus denen Fragen gestellt wurden, für die sich die Klasse interessierte. Folgende Themen wurden behandelt: NS-Zeit, Auswirkungen auf das heutige Leben, Zukunftswünsche und Leben nach dem Krieg.
Die Senioren sind beide in der Nähe von Nesselwang in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Annette Böck kam mit zwei Jahren aus dem Ruhrgebiet ins Allgäu, da es für ihre Familie dort zu gefährlich wurde. Sie verbrachte die ersten zwei Jahre ihres Lebens größtenteils in Luftschutzbunkern, wobei sie an diese Zeit keine Erinnerungen mehr hat.
Es wurde deutlich, dass es während als auch nach der Kriegszeit auf dem Land deutlich ruhiger war als in der Stadt. Oftmals sah man nur aus der Ferne die Folgen von den Bombenangriffen, wie beispielsweise in Ulm. Die Anzahl an Nationalsozialisten im Dorf nahmen die Zeitzeugen als sehr gering wahr. Nichtsdestotrotz war die Zeit damals hart, unter anderem wegen der schwierigen Lebensumstände und den Schicksalsschlägen, die durch den Krieg verursacht wurden. Winfried Böck verlor seinen Bruder, welcher im Krieg gefallen ist. Obwohl er zu dieser Zeit noch sehr jung war, erinnert er sich noch sehr gut an das prägende Ereignis. Besonders im Hinblick auf die spätere Lebensplanung in der Nachkriegszeit zeigte sich, dass vieles nicht möglich und die Berufswahl sehr eingeschränkt war. Die finanziellen Mittel waren bei der Mehrheit nicht vorhanden, weshalb die Familien das Einkommen der Kinder brauchten, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Dies war in der damaligen Zeit meist normal und die Menschen mussten sich damit zufriedengeben, was sie hatten. Zitat Winfried Böck: ,,Man war nicht neidisch, keiner hatte etwas.´´
Abschließend lässt sich sagen, dass die Kindheit und Jugend eine ganz andere war als die der Schülerinnen und Schüler heutzutage. Für die Jugendlichen war es wichtig, einmal einen persönlichen Einblick von Zeitzeugen in die erschreckende Zeit zu erhalten, ganz unabhängig von den Geschichtsbüchern.
Die Klasse und Herr Volz bedanken sich bei dem Ehepaar Böck und deren Tochter, dass sie dies ermöglichten und sich die Zeit für dieses lehrreiche Gespräch nahmen.
Amanda Weber, 9a