Auf den Spuren des schönen Leo
„Es ist höchste Zeit. Ich will wissen, was damals wirklich geschehen ist.“ Mit diesen Worten beginnt der Dokumentarfilm „Die Geheimnisse des schönen Leo“ des jungen Filmemachers Benedikt Schwarzer. Er porträtiert das Leben seines Großvaters Leo Wagner, der in den 60er und 70er Jahren für die CSU im Bundestag saß und sich in dubiose Geschäfte und Stasi-Kontakte verwickelte. Die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe sowie die Teilnehmer der P-Seminare „Familiengeschichte“ hatten die besondere Gelegenheit, den Dokumentarfilm im Sonthofer Kino zu sehen und anschließend mit dem Absolventen der Hochschule für Fernsehen und Film über die Inhalte zu diskutieren.
Mit einem ungeschönten Blick, doch auf feinfühlige Art und Weise erzählt Schwarzer von einem der größten politischen Skandale der frühen Bundesrepublik, lässt Journalisten, Familienmitglieder, ehemalige Geliebte und alte Weggefährten Leo Wagners zu Wort kommen und gibt sehr persönliche Familiengeheimnisse preis. Er zeigt seinen Großvater als vom Krieg traumatisierten Politiker, der als Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU jahrelang die Bonner Republik mitprägte, sich nach Dienstschluss aber nicht selten mit jungen Frauen in Kölner Rotlichtmilieu vergnügte, Unsummen von Geld für seinen aufwendigen Lebensstil verbrasste, seiner Frau und seinen Kindern wenig Beachtung schenkte und seine eigene Partei beim Misstrauensvotum gegen Willy Brandt verraten haben soll. Nach der 90-minütigen Filmvorführung, die Schüler wie Lehrkräfte gleichermaßen bewegt hatte, wurden Fragen und Anmerkungen zur Beschäftigung mit der Familiengeschichte in einer anregenden Diskussion von Benedikt Schwarzer aufgegriffen.